auf der Suche nach einem grösseren Womo sind wir auf einen ausgebauten SETRA S80 Jg. 70 mit einem OM352'er Motor gestossen. Das Fahrzeug soll 2002 komplett restauriert worden sein. Was gibt es bei diesem Fahrzeug zu beachten, gibt es heikle mechanische oder karosserietechnische Stellen
Kauf eines Setra S80 Jg. 70 was gibt's zu beachten
- Hitchhenggart
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Kauf eines Setra S80 Jg. 70 was gibt's zu beachten
Hallo SETRAner,
auf der Suche nach einem grösseren Womo sind wir auf einen ausgebauten SETRA S80 Jg. 70 mit einem OM352'er Motor gestossen. Das Fahrzeug soll 2002 komplett restauriert worden sein. Was gibt es bei diesem Fahrzeug zu beachten, gibt es heikle mechanische oder karosserietechnische Stellen
. Worauf müsste man bei einer Probefahrt achten, um allfällige Mängel zu bemerken. Wie sieht es mit Ersatzteilen für diesen Typ aus? Da ich das Fahrzeug am Samstag besichtigen werde, bin für jeden Hinweis dankbar. Besten Dank im Voraus und Gruss aus der Schweiz, Hitch 
auf der Suche nach einem grösseren Womo sind wir auf einen ausgebauten SETRA S80 Jg. 70 mit einem OM352'er Motor gestossen. Das Fahrzeug soll 2002 komplett restauriert worden sein. Was gibt es bei diesem Fahrzeug zu beachten, gibt es heikle mechanische oder karosserietechnische Stellen
Hallo Hitch,
zunächst würde ich vorsichtig sein mit der Behauptung "komplett restauriert". Eine komplette Restaurierung (Rahmen, Blech, Lack, Scheiben, Fahrwerk vorn und hinten, Getriebe, Hinterachse, Motor, Bremsen usw.) eines solchen Fahrzeuges verschlingt üblicherweise viele tausend Arbeitsstunden und die Geldsumme eines Mittelklasse-PKW. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Ich würde mir deshalb auf jeden Fall Rechnungen und Fotos der Restaurierungsmassnahmen zeigen lassen. Gerade beim S80 gibt es einige kritische Teile, welche nicht jeder Bastler ohne entsprechende Fachkenntnisse instandsetzen kann. Da ich den Zustand, Preis und die Ausführung des angebotenen Fahrzeuges nicht kenne ist ein Urteil schwer. Trotzdem hier in Stichworten einige kritische Punkte:
- Rost bzw. Durchrostungen in den unteren Rahmenknotenpunkten (Kofferraum u. hinter der Hinterachse, an den Federauflagen an Vorder- und Hinterachse und unter den Front- und Heckscheibengummis). Am besten über eine Schmiergrube fahren und mit der Taschenlampe prüfen.
- Geräusche an Hinterachse und Winkelgetriebe. Dies läßt sich durch eine Fahrt mit offenem Bodendeckel prüfen. Allerdings ist die Beurteilung eher etwas für einen Getriebespezialisten.
- Radbremszylinder an Vorder- und Hinterachse (Nur bei Ausführung mit hydraulischer Bremse). Diese sind oft undicht. Ideal wäre die Bremstrommeln abzunehmen. Alternativ sollte man zumindest mit einer Lampe die Bremsen von hinten auf Belagdicke und evtl. Undichtigkeiten hin prüfen. Ausserdem sollte man sowohl die Handbremse als auch die Betriebsbremse bei einer Probefahrt testen. Sie dürfen nicht ruckeln und nicht schief ziehen.
- Im Fahrwerk sind verschiedene Gummiteile eingebaut deren Nachbeschaffung nicht mehr so einfach ist, sie gehören deshalb überprüft. Dazu zählen die Gummibüchsen der hinteren Federaufhängung bzw. der vorderen Trapezlenker und die Anschlaggummis (Gummiholfeder) vorn und hinten. Ob die Gummiholfedern noch in Ordnung bzw. vorhanden sind lässt durch einen Blick in die Radkasten schnell erkennen. Sie sind vorne innerhalb der Spiralfeder und hinten in der Mitte über den Blattfedern angeordnet. Den Zustand der Gummibuchsen prüft bei uns normalerweise der TÜV indem sich der Prüfer in die Schmiergrube begibt und den Fahrer mehrmals kurz anfahren und wieder bremsen lässt. Eventuelles Spiel in diesen Buchsen ist dann leicht erkennbar.
- Der Motor ist ein 5-Zylinder Henschel, welcher bei guter Behandlung sehr lange hält aber auch sehr viel Ärger machen kann. Problem bei diesen Motoren war oft, dass die Lüfterkupplungen defekt wurden und der Motor sich anschliessend überhitzte. Die Folgen waren dann undichte Zylinderkopfdichtungen oder Kolbenfresser. Ich würde den Ölauffülldeckel von innen anschauen ob Kondenswasser daran hängt, das wäre ein Zeichen für undichte Zylinderköpfe. Die Probefahrt sollte bei kaltem Motor beginnen . Er darf darf dann am Anfang durchaus blau rauchen, bei erreichen Betriebstemperatur muss das aber weg sein. Leicht schwarzer Rauch beim Beschleunigen ist normal. Nach der Warmfahrphase lohnt sich ein Griff an den Überlaufschlauch des Kühlers. Ist dort Feuchtigkeit festzustellen könnte dies auch auf einen undichten Zylinderkopf hindeuten. In diesem Zusammenhang ist noch sehr wichtig, dass die Anzeigeinstrumente für Temperatur und Öldruck im Armaturenbrett funktionieren denn wenn diese defekt sind könnte der Vorbesitzer mit Wasser- oder Ölmangel gefahren sein oder es bemerkt zu haben.
Die Ersatzteilversorgung bei diesen Fahrzeugen ist eher problematisch. Sicherlich lässt sich vieles noch beschaffen. Generell muss man sich aber im klaren sein, dass für die Teilesuche einiges an Geduld, Energie und Telefonkosten investieren werden muss. Mit einer längeren Stillstandszeit würde ich im Zweifelsfall rechnen.
Wenn das Fahrzeug in gutem Zustand ist dann ist es jedoch ideal als Wohnmobil. Der Motor ist relativ sparsam, das Gewicht und die Grösse sind für viele Plätze noch akzeptabel und der Innenraum ist für mindestens vier Personen ausreichend bemessen. Ausserdem macht das Fahren dieser Busse natürlich sehr viel Spass.
Viele Grüsse und viel Erfolg bei der Probefahrt.
Andreas
zunächst würde ich vorsichtig sein mit der Behauptung "komplett restauriert". Eine komplette Restaurierung (Rahmen, Blech, Lack, Scheiben, Fahrwerk vorn und hinten, Getriebe, Hinterachse, Motor, Bremsen usw.) eines solchen Fahrzeuges verschlingt üblicherweise viele tausend Arbeitsstunden und die Geldsumme eines Mittelklasse-PKW. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Ich würde mir deshalb auf jeden Fall Rechnungen und Fotos der Restaurierungsmassnahmen zeigen lassen. Gerade beim S80 gibt es einige kritische Teile, welche nicht jeder Bastler ohne entsprechende Fachkenntnisse instandsetzen kann. Da ich den Zustand, Preis und die Ausführung des angebotenen Fahrzeuges nicht kenne ist ein Urteil schwer. Trotzdem hier in Stichworten einige kritische Punkte:
- Rost bzw. Durchrostungen in den unteren Rahmenknotenpunkten (Kofferraum u. hinter der Hinterachse, an den Federauflagen an Vorder- und Hinterachse und unter den Front- und Heckscheibengummis). Am besten über eine Schmiergrube fahren und mit der Taschenlampe prüfen.
- Geräusche an Hinterachse und Winkelgetriebe. Dies läßt sich durch eine Fahrt mit offenem Bodendeckel prüfen. Allerdings ist die Beurteilung eher etwas für einen Getriebespezialisten.
- Radbremszylinder an Vorder- und Hinterachse (Nur bei Ausführung mit hydraulischer Bremse). Diese sind oft undicht. Ideal wäre die Bremstrommeln abzunehmen. Alternativ sollte man zumindest mit einer Lampe die Bremsen von hinten auf Belagdicke und evtl. Undichtigkeiten hin prüfen. Ausserdem sollte man sowohl die Handbremse als auch die Betriebsbremse bei einer Probefahrt testen. Sie dürfen nicht ruckeln und nicht schief ziehen.
- Im Fahrwerk sind verschiedene Gummiteile eingebaut deren Nachbeschaffung nicht mehr so einfach ist, sie gehören deshalb überprüft. Dazu zählen die Gummibüchsen der hinteren Federaufhängung bzw. der vorderen Trapezlenker und die Anschlaggummis (Gummiholfeder) vorn und hinten. Ob die Gummiholfedern noch in Ordnung bzw. vorhanden sind lässt durch einen Blick in die Radkasten schnell erkennen. Sie sind vorne innerhalb der Spiralfeder und hinten in der Mitte über den Blattfedern angeordnet. Den Zustand der Gummibuchsen prüft bei uns normalerweise der TÜV indem sich der Prüfer in die Schmiergrube begibt und den Fahrer mehrmals kurz anfahren und wieder bremsen lässt. Eventuelles Spiel in diesen Buchsen ist dann leicht erkennbar.
- Der Motor ist ein 5-Zylinder Henschel, welcher bei guter Behandlung sehr lange hält aber auch sehr viel Ärger machen kann. Problem bei diesen Motoren war oft, dass die Lüfterkupplungen defekt wurden und der Motor sich anschliessend überhitzte. Die Folgen waren dann undichte Zylinderkopfdichtungen oder Kolbenfresser. Ich würde den Ölauffülldeckel von innen anschauen ob Kondenswasser daran hängt, das wäre ein Zeichen für undichte Zylinderköpfe. Die Probefahrt sollte bei kaltem Motor beginnen . Er darf darf dann am Anfang durchaus blau rauchen, bei erreichen Betriebstemperatur muss das aber weg sein. Leicht schwarzer Rauch beim Beschleunigen ist normal. Nach der Warmfahrphase lohnt sich ein Griff an den Überlaufschlauch des Kühlers. Ist dort Feuchtigkeit festzustellen könnte dies auch auf einen undichten Zylinderkopf hindeuten. In diesem Zusammenhang ist noch sehr wichtig, dass die Anzeigeinstrumente für Temperatur und Öldruck im Armaturenbrett funktionieren denn wenn diese defekt sind könnte der Vorbesitzer mit Wasser- oder Ölmangel gefahren sein oder es bemerkt zu haben.
Die Ersatzteilversorgung bei diesen Fahrzeugen ist eher problematisch. Sicherlich lässt sich vieles noch beschaffen. Generell muss man sich aber im klaren sein, dass für die Teilesuche einiges an Geduld, Energie und Telefonkosten investieren werden muss. Mit einer längeren Stillstandszeit würde ich im Zweifelsfall rechnen.
Wenn das Fahrzeug in gutem Zustand ist dann ist es jedoch ideal als Wohnmobil. Der Motor ist relativ sparsam, das Gewicht und die Grösse sind für viele Plätze noch akzeptabel und der Innenraum ist für mindestens vier Personen ausreichend bemessen. Ausserdem macht das Fahren dieser Busse natürlich sehr viel Spass.
Viele Grüsse und viel Erfolg bei der Probefahrt.
Andreas
Andreas Adolff
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Hallo Andreas,
vielen Dank für Deine ausführlichen Ratschläge und Tipps. Gemäss Aussage des jetzigen Eigentümers sind Belege für 2 Mittelklasse-PKW's vorhanden.
Es muss also einiges gegangen sein (so wurde z. Bsp. der Mittelgang eliminiert). Mal sehen was uns da erwartet.
Schönes Wochenende und Gruss, Hitch
vielen Dank für Deine ausführlichen Ratschläge und Tipps. Gemäss Aussage des jetzigen Eigentümers sind Belege für 2 Mittelklasse-PKW's vorhanden.
Schönes Wochenende und Gruss, Hitch
- Stefan
- Administrator
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HAllo,
kleine Ergänzung :
der Frager schrieb etwas von OM 352, das heißt, der Bus ist auf Mercedes umgebaut. Das ist prinzipiell wahrscheinlich ein Vorteil, da die Ersatzteillage da besser ist. Wenns ein 352 A ist, ist auch der Fahrspaß größer (mehr Leistung). Man muß aber schauen, ob der Umbau fachmännisch gemacht worden ist bzw, evt auch in den Papieren eingetragen ist.
Gruß
Stefan
kleine Ergänzung :
der Frager schrieb etwas von OM 352, das heißt, der Bus ist auf Mercedes umgebaut. Das ist prinzipiell wahrscheinlich ein Vorteil, da die Ersatzteillage da besser ist. Wenns ein 352 A ist, ist auch der Fahrspaß größer (mehr Leistung). Man muß aber schauen, ob der Umbau fachmännisch gemacht worden ist bzw, evt auch in den Papieren eingetragen ist.
Gruß
Stefan
- Hitchhenggart
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Hallo allerseits,
besten Dank für Eure Infos und Tipps (hier im Forum und auf telefonischem Weg) Wir haben den SETRA zwar angeschaut aber nicht Probe gefahren (der Verkäufer hatte keine Schilder organisieren können). Und bevor einen weiteren Termin ausmachen konnten um die Probe-Fahrt zu machen, hat jemand offenbar ohne damit zu Fahren zugeschlagen
. Tja, so kann es eben gehen. Wir bleiben trotzdem dran. Vielleicht wird ja noch was mit einem Wohnbus
.
Herzliche Grüsse und eine schöne Zeit.
Hitch
PS: der Umbau auf den OM 352 ist in der CH abgenommen worden, înkl. aller Papiere.
besten Dank für Eure Infos und Tipps (hier im Forum und auf telefonischem Weg) Wir haben den SETRA zwar angeschaut aber nicht Probe gefahren (der Verkäufer hatte keine Schilder organisieren können). Und bevor einen weiteren Termin ausmachen konnten um die Probe-Fahrt zu machen, hat jemand offenbar ohne damit zu Fahren zugeschlagen
Herzliche Grüsse und eine schöne Zeit.
Hitch
PS: der Umbau auf den OM 352 ist in der CH abgenommen worden, înkl. aller Papiere.